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Mobilität der Hüfte

Mobilität der Hüfte

MOSTABILITY bedeutet „mobility“ (Mobilität) und „stability“ (Stabilität). Wir versuchen gleichzeitig Bewegung und Stabilität zu kreieren. Wenn wir uns bewegen, ohne die Kraft zu haben diese Bewegung zu kontrollieren, ist die Möglichkeit gegeben, dass diese Bewegung uneffektiv ist. Oder noch schlimmer, dass diese Bewegung eine Instabilität kreiert, die dann in der bestimmten Kettenreaktion des Körpers in dieser Bewegung ein Problem verursacht oder eine Limitation eben dieser Bewegung. Mostability bezieht sich auf Gelenke, Muskeln und Nerven, sodass wir hieraus den Vorteil gewinnen können Kraft zu entwickeln.

Die Hüften sind wohl einer der stärksten Partien des Körpers. Wenn man hier nur wenige der Bewegungsfreiheitsgrade wegnimmt und man nicht mehr die richtige biomechanische Menge an Bewegung hat, dann wird nicht nur die Funktion der Hüften dramatisch eingeschränkt sondern die Funktion des gesamten Körpers.

Wie kreiert man die richtige Menge an Mobilität und zur selben Zeit die richtige Menge an Stabilität um ein hohes Maß an Funktion zu erzielen? Funktionelle Flexibilität benötigt eine dreidimensionale Herangehensweise. Es ist zum Beispiel sehr leicht zu erkennen, dass die Ischios sehr dominant in der Sagittalebene sind. Hat man eine Limitation der Mobilität in den Ischios, ist man nicht in der Lage sie optimal zu kräftigen, dabei  geht Bewegungskontrolle verloren. Die beiden anderen Ebenen sind aufgrund des Designs der Ischios und der Tatsache wo sie leben genau die Ebenen auf die es ankommt. Obwohl grade in diesen Ebenen nicht sehr viel Bewegung möglich ist. In der Transversalebene ist diese Bewegung sehr dramatisch am Knie, ebenso gilt dies für die Frontalebene in Bezug auf Knie und Hüfte. Diese Bewegungen sind sehr klein, sie beeinflussen aber extrem die dominante Ebene eines jeden Muskels.

Bei der Funktionellen Flexibilität kommt es vor allem darauf an wie der Patient in der Bewegung „geladen“ wird. Der Patient soll auf die ladende Bewegung in einer Ebene reagieren und dann verändern wir dieselbe Bewegung in den anderen Ebenen. Im Video finden sich hierzu zwei Beispiele zum Thema Hüftmobilität. Normalerweise beginnen wir mit den Ebenen die nicht dominant sind, diese sind schnell aktivierbar. In dieser Situation bietet es sich an in der dominanten Ebene einen Test für die Bewegungsreichweite vorzunehmen. Danach eine Aktivierung in den jeweils anderen Ebenen und dann erneut einen Retest vorzunehmen. Die Beweglichkeit wird im Durchschnitt um ca. 20-30% zu nehmen.

Damit es auf jeden Muskel übertragbar wird, muss ich verstehen wie jeder Muskel in allen drei Ebenen funktioniert. Damit wir eine funktionelle volle Länge des Muskels erreichen, sodass er exzentrisch laden kann um konzentrisch Kraft zu entwickeln, muss er in allen drei Ebenen bewegt werden. In den meisten Büchern zum Thema Flexibilität, egal welcher Muskel beschrieben wird,  wird sehr oft nur eine Ebene dargestellt, diese ist jedoch nicht die wichtige Ebene. Es ist lediglich die Ebene in der die meiste Bewegung möglich ist, aber es ist nicht die Ebene die dir den größten Benefit gibt.

Diese funktionelle Flexibilität gilt auch für Gelenke und Nerven. Das bringt uns zu einer Herangehensweise der Systeme. Am meisten reden wir in diesem Zusammenhang über das Muskelsystem. Ebenso wichtig sind auch das Skelettsystem, Knochen, Gelenke, Bänder und Kapseln sie haben auch eine funktionelle Flexibilität in allen drei Ebenen. Für das neurologische System brauchen wir auch bestimmte Neuro-Mobilisationstechnicken. Denn das neurologische System beeinflußt die Teile die wir von Außen nur schwer erkennen, die Teile die versteckt sind. Die Nerven geben uns propriozeptives Feedback, sie senden die Empfindungen zurück wie zum Beispiel, dass sich jene Bewegung gut anfühlt und eine andere eher schmerzt. Die Nerven sind genau der Teil den wir besser verstehen müssen, um ein gutes Programm für Flexibilität zu erarbeiten. Selbst wenn unser Fasziensystem optimal funktioniert genau wie die Muskeln, wir ein perfekt vorbereitetes Gewebe haben und auch die Gelenkbeweglichkeit dynamisch und ohne Limitationen ist, wenn die Nerven nicht in der Lage sind uns mit dem zu versorgen was wir brauchen wird die Bewegung verhindert und das verhindert die Funktion. Deshalb ist eine dreidimensionale Herangehensweise für mich der Schlüssel auch in Bezug auf das Nervengewebe. Hierbei gibt es eine wichtige Regel in Bezug auf die Funktion:

Wenn ich beginne Bewegung zu verlieren in einer bestimmten Ebene, an einem bestimmten Gelenk, einer Struktur, einem Muskel oder Nervengewebe, dann wird diese fehlende oder gehemmte Bewegung in dieser Ebene beginnen Bewegung in den beiden anderen Ebenen zu hemmen!!!  Ein weiterer Punkt ist, das diese eingeschränkte limitierte Bewegung in der einen Ebene nicht nur die beiden anderen Ebenen hemmen wird sondern auch die Kettenreaktion beeinflußt, so werden 2 oder 3 Gelenke in der Kette in derselben Ebene drüber oder drunter ebenfalls gehemmt, da die Hüfte in der Sagittalebene nicht in der Lage ist richtig zu laden, zu aktivieren.

Beispiel 1: Der Iliopsoas ist sehr dominant in der Sagittalebene, genauso dominant wie in der Frontalebene und Transversalebene. Wenn ich jetzt beginne nur ein paar Freiheitsgrade meiner Hüftstreckung zu verlieren, dann verliere ich auch die Fähigkeit einer vollständigen Rotation. Das bedeutet die Fähigkeit meinen Gluteus oder Iliopsoas vollständig zu aktivieren geht verloren. Ebenfalls verliere ich Teile der Frontalebene in Bezug auf die Mobilität der Hüfte und wenn diese Ebene runterfährt habe ich plötzlich eine Hüfte die funktionell nicht mehr gut arbeiten kann. Das Schlimme daran ist das ich es wahrscheinlich nicht einmal merke, denn diese Hemmung in allen drei Ebenen verursacht vielleicht eine abnormale Bewegung oder abnormale Kräfte in einem anderen Teil des Körpers, diese werden euch dann von dem Patienten präsentiert. Zum Beispiel Schmerzen im unteren Rücken. Erste Frage die ich mir Stelle, hat diese Hüfte funktionelle Flexibilität, beeinflußt die fehlende Bewegung in der Sagittalebene die Rotation und damit die Frontalebene und verursacht das Problem an den Facetten im Rücken? Wenn ich keine vollständige Hüftstreckung habe dann kann ich meine Ferse nicht lange genug am Boden halten, die Hüftstreckung beeinflußt die Funktion der Wade, dadurch bekomme ich sofort eine „verkürzte“ feste Wade. Wenn ich eine feste Wade habe wird diese die Ferse zu früh anheben, wenn die Ferse zu früh gehoben wird entsteht weniger Hüft und Kniestreckung. Diese füttern sich dann untereinander mit schlechten Informationen. Diese Hemmung der Bewegung in Bezug zum Nervengewebe, den Gelenken und dem Muskelgewebe kann eine exzessive Bewegung irgendwo anders hervorrufen.  

Ein weiteres Beispiel wäre die Ausholbewegung nach hinten für einen Vorhandschlag bei einer Tennisspielerin oder die Ausholbewegung beim Golf. Was passiert, wenn beim Golf die Ausholbewegung nach oben rechts ausgeführt wird? Der Golfschläger mit der Hand als Driver (Bewegungsinitiator), bewegt den restlichen Körper während des Aufschwungs. Betrachtet man jetzt den rechten Femur, sieht man den rechten Femur in der Außenrotation. Die Bücher sagen, dass wir hierbei eine Außenrotation in der rechten Hüfte haben. Das ist falsch. Weil der Schläger mit der Hand bewegt wurde und die Hand der Driver ist, ist es wichtig von wo aus der Schläger bewegt wurde. Der Knochen, der am nächsten am Driver ist, bewegt sich auch schneller. Bei diesem Golfaufschwung bewegt sich das Becken schneller als der Femur, da die Hand zuerst mit dem Becken spricht (Top-Down-Drive). Der Femur geht durch die Außenrotation, das Becken rotiert nach rechts, beide Knochen gehen dieselbe Richtung. Welcher Knochen hat sich schneller bewegt? Die Hände beeinflussen zuerst das Becken, bevor das Becken den Femur beeinflusst. Das Becken bewegt sich schneller als der Femur, da wir einen durch die Hand ausgeführten Top-Down-Drive haben. Wenn sich das Becken schneller bewegt als der Femur und man stoppt in der letzten Position des Schwungs, befindet sich die Hüfte in dieser Endposition in der Innenrotation und nicht in der Außenrotation. Durch welche Bewegung ist das Becken in diese Position gekommen? Ebenfalls Innenrotation (relative Gelenkbewegung). Würden jetzt ein Ausfallschritt ausgeführt werden, wäre der Fuß der Bewegungsinitiator. Er hätte als erstes Kontakt mit dem Boden und der Femur würde sich schneller bewegen als das Becken (Bottom-Up-Drive). Genau auf diese Schwerpunkte haben wir bei den Mobilitätsübungen für die Hüfte geachtet. Hierbei liegt der Fokus auf einer authentischen Bewegung, wie im Video gezeigt findet ihr hier auch den Armschwung wieder der während der Dehnung zeitgleich die Innenrotation in der Hüfte entstehen lässt.